Am Donnerstag, den 8. November versammelten sich Hersteller und Bauexperten in Polantis Räumlichkeiten in Paris um an der Präsentation von Cécile Jolas, Projektmanagerin im Bereich Engineering – BIM bei Tipee, teilzunehmen. Protokoll des Vormittags.
Tipee ist ursprünglich gar nicht auf die Arbeitsmethode BIM spezialisiert. Das Unternehmen, mit Sitz in La Rochelle, vereint die sich ergänzenden wissenschaftlichen und technischen Kompetenzen mehrerer Forscher und Ingenieure. Jeder von ihnen ist auf ein anderes Thema im Bereich des nachhaltigen Bauens spezialisiert, um effektiv auf die Herausforderungen der Energiewende reagieren zu können.
Seit 2014 bietet Tipee digitale Unterstützung im Projektmanagement, im BIM-Management und im Consulting an (zum Beispiel für die soziale Union für Wohnraum oder für den französischen Bauverband).
Cécile Jolas koordiniert diesen Bereich, der mit dem am Vormittag vorgestellten Projekt ins Leben gerufen wurde.
Das Projekt Rupella-Reha ist ein Gewinnerprojekt der Aufforderung zur Interessenbekundung der französischen Organisation für Umwelt- und Energiewirtschaft zum Thema „Gebäude und Häuserblöcke mit positiver Energie und minimalem CO2-Fuβabdruck“. Träger des Projekts ist das öffentliche Amt für Wohnraum im Stadtgebiet La Rochelle, durchgeführt wird es von Tipee. Tipee gewann die Ausschreibung im Jahr 2013.
Ein kleines Projekt um BIM zu „testen“
Es handelt sich um ein kleines Sanierungsprojekt von 16 Wohnungen in La Rochelle: ein Budget von 650 000 € für 1000 m².
Während diesem BIM-Testprojekt wurden alle BIM-Methoden entwickelt, mit denen Tipee seitdem arbeitet. Es fand ein reger Austausch zwischen Tipee, der Architekturagentur und dem Bauherrn statt, da alle drei Parteien zur selben Zeit die BIM Methode in ihre Arbeit einführten.
Ende 2013, Anfang 2014, war die Frage, ob man BIM einführen sollte keineswegs selbstverständlich. Cécile Jolas erklärt sogar: „Zu dieser Zeit befanden sich alle im Entdeckermodus“.
Das 1954 erbaute Bruchsteingebäude mit 1- bis 5-Zimmer-Wohnungen, die sich auf jeder Etage in der gleichen Anordnung wiederfinden, ein typischer Bau des westlichen Hinterlandes Frankreichs. Das Gebäude wurde hinsichtlich der Struktur und der Energieversorgung nicht verändert, die Pläne von 1954 sind daher korrekt.
Die Sanierung des Gebäudes zielt auf einen Verbrauch von 50kw pro Quadratmeter Wohnfläche pro Jahr ab. Die Architekten werden die Fassade von auβen dämmen.
Der 3D-Scan, eine durchwachsene Bilanz
Anfangs wurde entschieden, für das Projekt die 3D-Scan-Technologie zu testen.
2014 war der Preis extrem hoch: der Scan kostete allein 8000 € für 1000 m Bestandsaufnahme mithilfe der Punktewolke (noch keine Modellierung inbegriffen).
Auβerdem war das Gebäude bewohnt. Um die Bestandsaufnahme durchführen zu können, musste also zunächst das Einverständnis der Bewohner eingeholt werden, da die Durchführung des Scans einen Eingriff in ihr Privatleben bedeutete. Hierfür fand ein Treffen mit jedem einzelnen Bewohner statt.
Das Vorgehen ist heute umstritten, da es sehr zeitaufwendig war: es wurden ein Tag für den Außenbereich benötigt und vier Tage für den Innenbereich. Die Bestandsaufnahmen der Wohnungen dauerten jeweils eine Stunde.
Der bedeutende Vorteil der Scan-Methode ist, dass man kein weiteres Mal zum Standort muss, um zusätzliche Bestandsaufnahmen durchzuführen. Dennoch wurden die Bestandsaufnahmen aufgrund der Tatsache, dass die Wohnungen bewohnt waren (durch Möblierung und anwesende Personen) verfälscht.
Neun Versionen des digitalen Modells innerhalb eines Jahres
Die Auftragnehmer (Architekturagentur und Planungsbüro) haben spontan vorgeschlagen das digitale Modell auf Basis der Punktewolke zu modellieren. Der Architekt entschied sich für die Software ArchiCad, während das Planungsbüro mit der Software Revit arbeitete. Da das Projekt ein öffentlicher Auftrag war musste es im IFC-Dateiformat geliefert werden.
Das erste digitale Modell war entsprechend dem Euphemismus von Cécile Jolas nicht „herausragend“. Es wurden 9 Versionen benötigt bis es funktionsfähig war und in IFC importiert bzw. exportiert werden konnte.
Der Architekt ist dank des Projekts heute Experte darin, Modelle zwischen verschiedenen Softwareprogrammen auszutauschen.
Die Qualität der Modelle
Das Planungsbüro arbeitete zunächst mit einem Softwareprogramm, das keine guten Ergebnisse des digitalen Modells der Flüssigkeiten ergab. Letztendlich wurde das Planungsbüro mit Revit ausgestattet.
An diesem Punkt der Präsentation ging Cécile Jolas darauf ein, wie wichtig es für die spätere Nutzung ist, ein ganzheitliches und detailreiches Modell zu haben. Bezüglich des Modells der Flüssigkeiten war es notwendig alle Verbindungen zu kennen (über die Leitungen hinaus) um aussagekräftige Berechnungen durchführen zu können. Cécile Jolas betont wie wichtig es ist, dass die Hersteller ihre BIM-Objekte bereitstellen.
Die Teams von Tipee konzentrierten sich auf die Qualität der Modelle und darauf die notwendigen Elemente für die Untersuchungen zu erhalten. Mithilfe von „perfekten“ Modellen konnte die Phase der Synthese verkürzt werden: es war lediglich nötig sie übereinanderzulegen.
Um diese Qualität zu erreichen steckte Tipee viel Arbeit in das Erstellen von Arbeitsdokumenten, die den am Projekt Beteiligten zur Verfügung gestellt wurden. So entwickelte das Team zum Beispiel eine Methode zur genauen Überprüfung des Modells: von jedem Element, das nicht korrekt war, wurde ein Screenshot und die Erklärung des Fehlers in eine Exceltabelle eingefügt. So konnte der Entwickler des Modells die Fehler anschlieβend verbessern.
Die Baustelle
Das Projekt befindet sich im Aufbau. Tipee stellte sich daher die Frage, wie man den verschiedenen Unternehmen, die auf der Baustelle arbeiten, die Arbeitsmethode BIM näherbringen könnte.
Die Integration von BIM in die Arbeit der kleinen ortsansässigen Unternehmen erfolgte aus digitaler und kollaborativer Sicht: Die Unternehmen wurden gebeten sich auf einer von Tipee bereitgestellten Plattform anzumelden. Dort sollten sie einige Dateien hochladen, wie zum Beispiel die technischen Produktdatenblätter der verarbeiteten Produkte, ihre vertrieblichen Referenzen und ihre Garantie- und Wartungshinweise.
Die Struktur der Plattform wurde gemeinsam mit dem Bauherrn erarbeitet und auf das Projekt zugeschnitten. Jedes Unternehmen hatte einen eigenen Bereich, um die Dokumente zu hinterlegen.
Anfangs verlangte das Vorhaben viel pädagogische Arbeit und technische Unterstützung. Heute sehen alle Unternehmen den Nutzen dieser Digitalisierung.
Die Auftragnehmer konnten so ganz einfach auf alle Dokumente zugreifen, was das Erstellen des Baudossiers erheblich erleichterte.
Das Projekt wird 2019 fertig gestellt. Tipee wird die Projektträger weiterhin begleiten, um ihre Kompetenzen zu fördern.
Parallel zum Projekt wird ein Tool zur Optimierung der Energiekosten entwickelt
Nach diesem Testprojekt wollte Tipee noch weiter gehen und ein Tool kreieren, das noch mehr mit den eigentlichen Kompetenzen des Teams zusammenhängt: die Optimierung der Energiekosten für Projekte von Neubauten oder Sanierungen. Dieses Projekt wurde von der französischen Agentur für Umwelt und Energiemanagement (ADEME) unterstützt.
Generell – und auch für ein Projekt, wie das von Cécile Jolas präsentierte – ist die Regel zwei bis drei Sanierungsszenarien zu erforschen. Der Wirtschaftsexperte, das Planungsbüro, usw. führen eigenständig quantitative Forschungen und Simulationen durch.
Das von Tipee entwickelte Tool überprüft mehrere interessante Szenarien, um die Projektentwicklung optimal zu unterstützen. Auf Basis der Produktinformationen, die auf Edibatec zur Verfügung stehen, integriert das Tool verschiedene Variablen des Obergeschoβs, der Mauern, der Fenster, des Untergeschoβs, der Auβenschreinereiarbeiten, des Heizsystems, usw.
Die verschiedenen Produkte werden miteinander verbunden, um herauszufinden welches die optimale Produktkombination mit dem besten Verhältnis von Kosten, Verbrauch und Leistung ist. Es gibt tausende Kombinationsmöglichkeiten, die mit einem Algorithmus berechnet werden (ein Mensch würde dafür 200 Jahre brauchen).
Welchen Nutzen bringt das Tool? Es priorisiert die innovativen und effizienten Produkte anstelle derer die man aus Gründen der Einfachheit oder der Gewohnheit gewählt hätte.
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