Am Donnerstag, den 6. Dezember versammelten sich Hersteller und Bauexperten in Polantis Räumlichkeiten in Paris um an der Präsentation von Anis Naroura, Architekt und BIM Manager bei Setec TPI, teilzunehmen. Protokoll des Vormittags.
Die richtigen Fragen
Zu Beginn seines Vortrags wirft Anis Naroura zwei Fragen in den Raum: Wer von Ihnen war schon einmal an einem BIM-Projekt beteiligt? Welche Fragen haben Sie sich vorab gestellt?
Die Antworten werden durcheinandergerufen: Welche Ziele hat das Projekt? Was wollen wir am Ende des Projekts erreicht haben? Ist es unser Ziel Visualisierungswerkzeuge zu erstellen? Das Ausmaβ? Eine Vorgehensweise für die Betriebsphase? Was muss alles modellisiert werden? Welche Art von Vertrag müssen wir abschlieβen? Wer macht was? Wie können wir gemeinsam am Modell arbeiten?
Anis Naroura stimmt den Teilnehmern zu: es wichtig ist sich die Frage zu stellen warum man BIM macht und was man damit bezweckt. Er zählt eine Reihe von Zielen auf:
- hohe Qualität des Designs
- energieeffizientes Arbeiten
- reduzierte Betriebskosten
- eine kohärente, fehlerfreie Dokumentation zu erzielen
- die Zusammenarbeit zwischen Bauherr und Auftragnehmer effizienter zu gestalten
- die Produktion verfolgen und kontrollieren zu können
Ohne konkrete Ziele mit einem BIM-Projekt zu starten wird zu großen Unklarheiten führen.
Îlot Pasteur – ein Projekt in Monaco mit mehr als einer Herausforderung
Anis Naroura berichtet vom Projekt „Îlot Pasteur“ für das er als BIM Manager die Auftragnehmer ermutigte sich einzubringen.
Es handelt sich dabei um ein sehr komplexes Projekt auf einer stillgelegten Bahnstrecke für das Erdarbeiten von 300 000 Kubikmetern durchgeführt wurden.
Der Standort umfasst 3000 m² unterirdische Tunnel, befindet sich 7m unter dem Meeresspiegel und ist in Erdbebenzone 3.
Das Projekt umfasst 11 geplante Programme (11 000 m² Bürogebäude, eine Schule mit 1 500 Schülern, ein Schwimmbad, eine Turnhalle, eine Abfallanlage, …), die eine Zusammenarbeit mit 11 verschiedenen Ansprechpartnern fordern.
Auβerdem gibt es in Monaco ein digitales Modell der gesamten Stadt. Neue Projekte müssen digitalisiert werden, um in das digitale Modell der Stadt integriert werden zu können.
Das Gebäude wird 2021 geliefert.
Anis stellt den Teilnehmern zwei Fragen: Stellen Sie sich vor Sie sind Projektleiter des Architekturbüros dieses Projekts, wie sollte Ihr Team zusammengesetzt sein? Welche BIM-Erfahrung würden Sie von Ihren Teammitgliedern erwarten?
Natürlich würden die Teilnehmer erfahrene Teammitglieder mit sehr guten BIM-Kenntnissen suchen.
Anis klärt sie auf: Für die Teammitglieder, den BIM-Koordinator ausgenommen, ist das Projekt das erste BIM-Projekt dieser Gröβe. Manche Teammitglieder wurden von Anis in Revit ausgebildet.
Der Bauherr arbeitete mit keinem BIM-Manager zusammen.
Für die Auftragnehmer entstanden folgende Vorteile durch die Arbeit mit BIM:
- Eine bessere Koordination innerhalb des Teams und mit anderen Teams
- Qualitätsstudien
- Ein besserer Austausch mit und unter den zukünftigen Nutzern
- Zeitmanagement
Anis erzählt von einem Gespräch mit einem groβen Konstruktionsbüro: Er fragte nach, warum das Team noch nicht mit der BIM-Arbeitsmethode arbeitete. Er erfuhr, dass das Konstruktionsbüro BIM 2010 einführte, allerdings zeigten sich während eines ersten Testprojekts für sie unüberwindbare Schwierigkeiten für sie auf.
Zwei Wochen vor der Deadline entschied der Projektleiter die Arbeit mit BIM sein zu lassen und zu AutoCAD zurückzukehren. Welche Lektion können wir daraus lernen? Eine bessere Begleitung für das nächste Testprojekt.
Für das Îlot Pasteur Projekt war es unmöglich die Arbeit mit BIM aufzugeben, deshalb war es Anis Hauptaufgabe alle Partner in die Arbeit mit dem digitalen Modell einzubeziehen, als Produzent oder als Nutzer.
Um die Teams nicht unter Druck zu setzen oder ihnen „Angst“ vor BIM zu machen, entschied Anis Ihnen die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt zu geben, ohne irgendetwas zu überstürzen. Er lieβ die Teams in ihrem eigenen Rhythmus vorankommen.
Die Auftragnehmer waren geografisch gesehen weit verstreut: Architekten in Monaco, ein Netzwerk-Designbüro in Nizza und ein Konstruktionsbüro für Tragwerksplanung in Marseille. Alle arbeiteten gleichzeitig am digitalen Modell, weshalb dieses Projekt auf BIM-Niveau 3 durchgeführt wurde.
Die Zusammenarbeit der Teams wurde über eine Plattform ermöglicht, auf welcher Dokumente ausgetauscht und die Validierung aller Akteure gestattet werden.
Das Metroprojekt in Riyad
In Arabien werden momentan sechs Metrolinien gebaut. Das Budget liegt bei einer gigantischen Summe von 26 Milliarden Dollar, es gibt 7 Depots, 87 Stationen, 180 km Metrolinie und 10 Hochbahnhöfe.
Für Setec TPI leitete Anis die Konzipierung zwei der sieben Depots. Ein Hochbahndepot und eines unterirdisch unter der Innenstadt. Die Teams hatten den Auftrag ein Konzept auszuarbeiten und die Modelle den Baumeistern vorzustellen.
5 700 Lieferungen mussten verwaltet werden.
Die Komplexität und die Menge an zu liefernden Informationen waren beachtlich. Anis schätzt, dass sie ohne den Einsatz von BIM deutlich mehr Zeit benötigt hätten und die vierfache Anzahl an Teams nötig gewesen wäre. Anis fordert die Zuhörer auf Fehlinformationen zu finden – sie merken schnell, dass das unmöglich ist, da alles automatisch erstellt wird.
In der Entstehung des Projekts stellte sich, wie bereits bei dem Projekt in Monaco, die Frage nach dem Bedarf des Kunden. Beim Lesen der ersten Version des BIM-Ausführungsplans war Anis sehr überrascht, zu allgemeine Informationen zu finden.
Es schien ihm unmöglich ohne präzisere Informationen mit dem Projekt zu beginnen. Wichtig waren für ihn die folgenden Fragen: Was muss in den Modellen enthalten sein? Welche Modellierungsebene wird erwartet? Wie sollten sie die Objekte benennen? Welche Informationen sollten übermittelt werden? Usw.
Ohne diese Informationen hätte Setec sehr lange arbeiten müssen, um die Bedürfnisse des Kunden zu erfüllen. Der BIM-Ausführungsplan wurde von 33 auf 72 Seiten erweitert. Das beweist, dass auch die ganz Groβen ihre Erwartungen und Bedürfnisse klar definieren müssen und diese an das Projekt angepasst werden müssen bevor die Arbeit mit BIM begonnen werden kann.
Grande Arche in La Défense, Paris – digitale Aufzeichnungen über ausgeführte Arbeiten
Das Projekt betraf die Sanierung und die Renovierungsarbeiten des Flügels der südlichen Wand des Grande Arche sowie die Eröffnung des Dachs für die Öffentlichkeit.
Das Umweltministerium, welches im Grande Arche sitzt, wollte die Daten zentralisieren, schnell auf diese zugreifen können, die Informationen des CMMS visualisieren und seine zukünftige Managementstrategie definieren. Das Unternehmen Eiffage Construction gab daraufhin den Auftrag an Anis Team ein digitales Modell zu erstellen, das im Auftrag des Ministeriums mit dem CMMS verbunden werden soll.
Das Ergebnis ist ein allumfassendes Modell. Herausfordernd ist der Fakt, dass das Modell zuverlässige und präzise Informationen enthalten soll. So müssen beispielsweise alle Objekte identifiziert werden, um ihnen die richtige Information zuordnen zu können.
Diese Arbeit musste für 2 000 Kategorien und 55 000 Informationsparameterfelder erledigt werden. Auβerdem musste die gesamte Dokumentation, die Datenblätter und die Verlegeanleitung gelesen werden.
Hier wurde erneut die Frage nach der Erwartung an das Projekt fokussiert. Um ein zuverlässiges Modell zu erhalten (ursprüngliche Revit und IFC Datei) mussten Anis Teams, die erst im Laufe des Projekts dazukamen und deshalb nicht alles über das Projekt wussten, vieles überarbeiten. Hierbei stützten sie sich stark auf den Projektleiter seitens des Unternehmens.
„In welcher Projektphase hätte man sich dafür entscheiden sollen das Wartungsbetriebsmodell zu realisieren?“, wirft Anis in die Runde.
Die Antwort ist ganz klar: so früh wie nur möglich! Wenn die Arbeit vorhersehbar gewesen wäre, hätten die nötigen Felder zum Modell hinzugefügt werden können und die Unternehmen hätten die Informationen darüber weitergeben können. Es wäre viel einfacher gewesen, die notwendigen Informationen zeitnah zu erfassen.
Hier wurden die Informationen nicht rechtzeitig erfasst und somit auch nicht bearbeitet, weshalb die Recherche ein zweites Mal durchgeführt werden muss.
Anis schlieβt seine Präsentation mit den folgenden Worten ab: „Nur mit BIM zu arbeiten, um es zu tun garantiert keinen Gewinn. Man muss eine klare Vorstellung davon haben, in welche Richtung das Team geht – das ist immer der Schlüssel zum Erfolg.
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