Polantis präsentiert die Fallstudie des BIM-Projekts von Rector: schauen Sie hinter die Kulissen bei der Erstellung der Systeme eines der marktführenden Unternehmen von Betonprodukten.
Das BIM-Projekt
Im September 2015 hat Polantis die CAD- und BIM-Produkte von Rector online veröffentlicht: die “ThermoPrédalle und Mur Maconnerie (Plattendecke und Wand)” sowie die “ThermoPrédalle und ThermoPrémur (Plattendecke und Schalwand)”.
Die Besonderheiten der Produkte des Herstellers? Ein Teil des Systems wird im Werk hergestellt (mit integrierter Bewehrung) und der betonierte Anteil wird direkt auf der Baustelle eingelassen.
Das Ergebnis? Eine sehr einfache Montage und eine besonders gute Qualität mit insbesondere sehr guten thermischen Leistungen (keine Wärmebrücken).
Für Polantis war die Modellierung der Systeme von Rector eine echte Herausforderung: wie kann man ein mehrschichtiges Objekt erstellen, dass sich gleichzeitig optimal im Projekt anpassen lässt?
Test 1 : “das Super-Produkt”
Mit Unterstützung von Rector hat das mit dem Projekt betraute Architekten-Team von Polantis eine Studie erstellt, um zu bestimmen, auf welche Weise die Modellierung der Produkte optimiert werden kann.
Zunächst wurde festgelegt, dass die Wände und Platten auf die gleiche Art behandelt werden, da auch ihr Konstruktionssystem das Gleiche ist.
Anschließend haben unsere Teams entschieden ein „Super-Produkt“ zu erstellen. Die Bewehrung sollte sich automatisch an entsprechender Stelle anordnen: dadurch sollte sichergestellt werden, dass das Produktinnere, mit allen konstituierenden Elementen wiedergegeben wird.
Relativ schnell stieß das Team bei der Modellierung dieses Produkts jedoch auf Hindernisse.
Die Bewehrung, die parametrisch sein sollte, fügte sich bei komplexen Formen nicht richtig ein und konnte sich nicht an alle Oberflächentypen anpassen.
Außerdem integriert sich die Bewehrung von Rector in beide Hauptschichten des Systems, was in Revit nicht parametrisierbar ist.
Von Nutzerseite erhielten wir dann folgendes Feedback: ein Architekt sieht keine Notwendigkeit dieses Super-Produkt zu verwenden: neben einem langen Ladevorgang bei der Integration in sein digitales Planungsmodell, sind hier zudem vor allem Informationen enthalten, die insbesondere für die Ingenieurbüros von Nutzen sind.
Die Studie hat also ergeben, dass dieses Produkt bereits zu aufwendig ist.
Ein mehrschichtiges System
Etwa zeitgleich mit dem Treffen von Rector, hatte Polantis begonnen, mit Siplast zu kollaborieren (Spezialist von Abdichtungen). Beide Produkte sind eine Folge von Dämmschichten, so dass die Überlegungen für die Modellierung der Produkte von Siplast auch für Rector hilfreich waren und genutzt werden konnten.
Die Schichten der ThermoPrémur
So wurde gleichermaßen bei beiden festgelegt, ein System im Format .rvt zu erstellen, in dem die verschiedenen Schichten wiedergegeben werden: die Dämmschicht, die Betonschicht, etc. Die Bewehrung sollte sich nicht mehr in den 3D-Elementen wiederfinden sondern dafür in 2D sowie den anderen visuellen Dateien, die beim Download beigefügt werden.
Ein synthetisches Bild, das die Anordnung der Bewehrung präsentiert
Der Unterschied zwischen dem Format .rvt und dem Format .rfa
Bei einem Revit-Projekt, ist das 3D-Planungsmodell im Format .rvt: hier sind alle Elemente des Projektes vereint. Man kann hier quasi von der Anatomie eines Gebäudes sprechen. Das Gebäudemodell im .rvt-Format beinhaltet die Verzeichnisse, die Materialien, die Parameter, die Geolokalisierung… alle integrierbaren Informationen. Das so angereicherte 3D-Modell ermöglicht die Kommunikation mit den anderen Akteuren und Gewerken aus der Verfahrenskette im design & build.
Ein Objekt im Format .rfa hingegen gehört zu einer Revit-Familie. Hier handelt es sich um Objekte wie Fenster, einen Stuhl oder eine Leuchte, die man auswählen und an verschiedenen Stellen einfach platzieren kann. Man spricht von „Familie“ weil es eine Organisationsstruktur zwischen den Objekten gibt: einige sind „parents“ während andere Nachfolger oder Vorvorgänger sind.
Ein wesentliche Grund, der dafür sprach, das System Rector im Format .rvt zu realisieren, ergibt sich daraus, dass es hier – anders als bei dem Format .rfa – die Möglichkeit gibt, dass Informationen als Textdateien oder Bilder integriert werden können.
Das I für Information in BIM
Ein .rvt-Objekt zu erstellen, ermöglichte beispielsweise, den Bewehrungsteil in das System zu integrieren, nicht in seine Geometrie sondern in seinen Informationsteil.
Dies hat sich sogar als unbedingt ratsam herausgestellt. Ansonsten, wenn die Bewehrung in Form einer Schicht in das Produkt integriert worden wäre ohne jedoch von Polantis parametriert worden zu sein, hätte dies den Architekten nämlich vor die Aufgabe gestellt, über die Art und Anordnung der Bewehrung selber zu entscheiden. Bei Berechnungsfehlern würde dieser dann die Verantwortung hierfür tragen.
So wird in den BIM-Objekten von Rector die ganze Bedeutung der Produktinformationen besonders gut deutlich: um das digitale Modell nicht zu überfrachten, ist das Produkt visuell leichter oder « vereinfacht » dargestellt, wobei jedoch gleichzeitig alle seine qualitativen Eigenschaften, seine Montagearten, die Einzelpunkte und Leistungswerte sowie Produktinformationen oder Normen mit dem Objekt beim Download verbunden werden.
Ein “Hub”-Objekt
Um den Informationsteil bestmöglich nutzen zu können, wurde mit Rector vereinbart, die modellierten Systeme als eine Art „Hub“ aufzubereiten, also eine zentrale Stelle an der die Informationen in verschiedener Form abrufbar sind:
- Die “festen” Daten wurden direkt in die Informationsparameter des Objektes eingefügt.
- Synthetische Bilder wurden erstellt, um den „inneren Bereich“ des Systems und die Montage auf der Baustelle verständlich wieder zu geben.
- Die Daten, die sich im Laufe der Zeit ändern können, wurden in Form von url-Links eingefügt, die auf die entsprechenden Stellen der Website von Rector weiterleiten, wo diese Produktinformationen immer in aktualisierter Form vorliegen: Vorschriften, Normen, Label, Leistungswerte, ökonomische Vergleichsstudien, etc.
- Das Kompositionsschema, das mit dem Objekt geliefert wird, enthält die verschiedenen Einzelpunkte, die für die Montage und Installation des Produktes wichtig sind. Die von Polantis gezeichneten Einzelpunkte (von Rector validiert) können mit copy-and-paste vom Nutzer des Objektes verwendet werden.
Information zu den Akustik-Eigenschaften, zum Erdbeben- und Brandschutz
BIM für alle am Bau beteiligten Akteure
Das “ Hub“-Objekt von Rector ermöglicht die Verwendung durch alle Nutzer im Bereich Design & Build. Folgende Akteure profitieren von den erstellten BIM-Objekten:
- Bauphysiker
- Bauingenieure
- Architekten
- Bauträger
- Bauunternehmen
- Akustiker
- Bauüberwachung
Um die Anzahl der Nutzer zu maximieren, werden die BIM-Objekte von Rector auch im BIM-Format ArchiCAD angeboten. Die Modelle für das BIM-Format Allplan werden derzeit von Polantis zusätzlich noch erstellt.