Am Donnerstag, den 23. Februar, trafen sich die Branchenvertreter und Fachleute aus der Baubranche in den Räumlichkeiten von Polantis zu einer Präsentation des Diplomarchitekten Olivier Celnik, dem Gründer und geschäftsführendem Gesellschafter der Agentur Z STUDIO; einem Co-Direktor des auf BIM spezialisierten Master-Studienganges.
Olivier stellte drei Architekturprojekte vor, die seine Agentur mit BIM umsetzte: seit 1996 werden alle Projekte mit ArchiCAD konzipiert.
Keine einheitliche Ansicht zu BIM
Zu Beginn der Präsentation wies Olivier Celnik darauf an, dass alle vorgestellten Projekte als Anlass dienen, um über BIM zu sprechen und dass ebenso wie es zur Architektur keine einheitliche Ansicht gibt auch zu BIM keine einheitliche Meinung, sondern verschiedene Blickpunkte und Erfahrungen existieren. Nach der Vorlage einer quantitativen Studie zur Wahrnehmung von BIM unter künftigen Architekten, die Olivier Celnik mit Studenten der ENSA Versailles durchführte, wurde das erste Projekt abgebrochen.
ROUEN: eine umfassende Renovierung eines Bürogebäudes aus den 1930ern, 2 Architekten-Teams, darunter Z.STUDIO, 2 Ingenieur-Teams (Wärmeingenieure und Statiker)
Dieses Renovierungsprojekt eines alten Bürogebäudes begann mit der Modellierung der Immobilie, „um sie deutlicher sehen zu können“, erläutert Olivier Celnik. „Wir haben das digitale Modell des Projekts vom Papierplan aus umgesetzt, das erfordert 10 bis 15 Tage menschliche Arbeit, umgerechnet sind das 3€ pro Quadratmeter für dieses 5000m² große Gebäude.“
Als Olivier Celnik dem Publikum die ArchiCAD-Ansichten des Projekts zeigte, erklärte er: „Wie soll man sich eine architektonische Lösung vorstellen, wenn man sie nicht versteht? Wir gehen von dem Prinzip aus, dass man ohne 3D-Ansicht das Gebäude nicht versteht, hier kommt BIM ins Spiel, denn das Modell enthält alle Daten und präzisen Angaben zum Gebäude“, und er erläutert seinen Punkt am Beispiel des Fahrstuhls, der am Gebäudeeingang installiert ist, um einen barrierefreien Zugang zu gewährleisten.
Selbst in der Skizzenphase hat das Projektteam sorgfältig einen Fahrstuhl aus einem Katalog eines Herstellers installiert (dessen Maße und Normen realitätsgetreu sind), um sicherzustellen, dass das Ingenieurbüro weiß, wo genau im Projekt dieser installiert und platziert werden muss. Olivier fügt hinzu: „Wenn ich dieses Objekt in der ArchiCAD-Bibliothek suche und ich ein Objekt verwende, das in Ungarn oder Indien designt wurde, habe ich am Ende ein Objekt, das den dort geltenden lokalen Normen entspricht und sicher kein Produkt, das ich in ein Projekt in Rouen integrieren kann.“
Diese Herangehensweise verschafft den Architekten – von der Ausgangsphase an – Sicherheit über die vorgeschlagenen architektonischen Lösungen und die Kosten des Projekts.
BIM ermöglicht zudem große Flexibilität, bei der Arbeit an einem Modell lässt sich das Projekt schnell ändern, um auf die Ansprüche der Kunden einzugehen.
Das Modell kann von allen Projektbeteiligten genutzt werden: die Pläne, das Schema, PDF usw., die ihnen gesendet werden, werden alle vom selben Modell aus generiert, was das Fehlerrisiko minimiert.
CAZAUX : der Neubau eines Gebäudes, ein Ausbildungszentrum mit 3000 m2, Z.STUDIO-Architekt und Auftragsunternehmen
Das zweite Projekt nimmt Olivier zum Anlass, um über das Konzept der Zusammenarbeit zu sprechen. Der mit dem Projekt beauftragte Ingenieur arbeitet nicht in BIM, hat sich aber dennoch am kollaborativen Ansatz beteiligt, indem er – mit Google Sheets – an den vom digitalen Modell ausgegebenen Dokumenten arbeitete. Dabei konnten der Ingenieur und die Architekten bei der Arbeit online das gleiche Dokument einsehen. Olivier zieht daraus das Fazit: „Wenn man erwartet, dass alle bezüglich BIM auf dem gleichen Niveau sind, kommt man nicht weiter. Man muss sich an das Niveau aller Akteure anpassen können und darauf abgestimmte Lösungen vorschlagen, damit alle von dem Modell und den Informationen über das Projekt profitieren können.“
Eine Lösung liegt beispielsweise darin zu berücksichtigen, dass die Vertragsunterlagen lediglich Dokumente sind, die von dem digitalen Modell ausgegeben werden, ohne weitere Bearbeitung – auf diese Weise helfen die Teams von Olivier gewissen Bauherren, BIM-Ausschreibungen zu formulieren – und zusätzlich können wir das Modell zu Beratungszwecken nutzen.
Diese Zwischenlösung entspricht der Realität der heutigen Praxis und verärgert nicht jene Gesprächspartner, die noch nicht „BIM-bereit“ sind.
BREST : der Neubau eines Gewerbegebäudes mit 5000 m2, unter Mitwirkung von Z.STUDIO beim BIM-Prozess und der Modellierung gemeinsam mit den Architekten und Konstrukteuren des Projekts
Beim letzten Projekt kann Olivier die Werkzeuge vorstellen, die allen am Bau Beteiligten für die Arbeit am Modell zur Verfügung standen. Jenseits der Konzeptionsphase liegt das Interesse von BIM in einem einfacheren und präziseren Austausch.
Zu diesem Zweck wird das Modell des Gebäudes als IFC aus der Konzeptions-Software exportiert und im kostenlosen BIM+-Viewer geöffnet.
Die Teams von Olivier empfehlen den Kunden, Unternehmen usw. das Projekt auf diese Weise zu visualisieren und in Echtzeit Änderungsvorschläge zu machen: Die Software erfordert nicht viel Computerleistung und die Navigation des Projekts ist so einfach, dass alle Beteiligten „mitmischen“ können.
Olivier zeigt, wie man in seinem Projekt Anmerkungen machen und „Themen“ anlegen kann, als deren Urheber man identifiziert wird und die von allen anderen Beteiligten gelesen werden können: Diese Art von Fenster kann geändert werden, die Farbe der Fassade kann ebenfalls angepasst werden, bitte unbedingt beachten, dass diese tragende Säule benötigt wird. usw.
„Die Mission ist erfüllt“
Olivier schließt diesen Morgen mit einem Schwerpunkt auf Pragmatismus ab, „wenn man dank des Einsatzes von BIM zuverlässig die Kosten und Fristen einschätzen kann, wenn man bei Erhalt des Auftrags nicht zu weit entfernt von diesen Fristen und Kosten ist, die die Ausschreibungen erfordern, können wir sagen, dass die Mission erfüllt ist, dass man die Risiken begrenzt hat.“
Am Ende der Präsentation von Olivier stellten die Gäste dem Architekten viele Fragen: Was sind die Auswahlkriterien der Objekte, die in das Modell eingefügt werden? Wie ist der Stand des Fortschritts von BIM vor Ort? Gibt es erhebliche Unterschiede zwischen Paris und den anderen Regionen? Müssen die Hersteller die BIM-Software bei sich installieren…?
Eines lässt sich über alle Gäste sagen: Olivier ist es gelungen, das Publikum in die Wirklichkeit der mit BIM umgesetzten Projekte einzuführen, indem er insbesondere praktische und konkrete Fälle betonte, fernab von Vorstellungen über BIM, und jene zuversichtlich stimmte, die BIM noch nicht im Alltag nutzen.
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