Die aktuelle Situation des Building Information Modeling in Deutschland
Wir befinden uns mitten in Phase zwei des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Die stufenweise Umsetzung der Arbeitsmethode BIM (Building Information Modeling) in Deutschland soll wesentlich zu einer neuen digitalen Planungs-, Bau- und Bewirtschaftungskultur beitragen.
BIM bezeichnet eine kooperative Arbeitsmethodik, mit der auf der Grundlage digitaler Modelle eines Bauwerks die für seinen Lebenszyklus relevanten Informationen und Daten konsistent erfasst, verwaltet und in einer transparenten Kommunikation zwischen den Beteiligten ausgetauscht oder für die weitere Bearbeitung übergeben werden. Ziel des BIM ist es, Großprojekte zunächst virtuell durchzuspielen, bevor sie in der Realität umgesetzt werden. So können Kosten und Zeitbedarf realistisch kalkuliert und Projekte möglichst effizient realisiert werden. Die digitalen Methoden ermöglichen es, dass alle am Bau beteiligten Partner Informationen zu jeder Zeit transparent austauschen können.
Bereits Anfang 2015 wurde auf Initiative des BMVI zudem die Planen-Bauen 4.0 GmbH gegründet, ein Zusammenschluss aller relevanten Verbände der Bauwirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, die Digitalisierung im Bauwesen unter Einbeziehung aller betroffenen Akteure in einem breiten Konsens voranzutreiben.
Am 15.12.2015 legte das BMVI diesen Stufenplan zur schrittweisen Einführung von Building Information Modeling (BIM) vor. Der Stufenplan des BMVI sieht die Einführung des BIM in Deutschland in drei Stufen vor. Als erste Stufe, die sogenannte Vorbereitungsphase, wurden bis 2017 vier Pilotprojekte (zwei Bahnprojekte und zwei Straβenbauprojekte) in unterschiedlichen Projektphasen mit BIM durchgeführt und wissenschaftlich begleitet. Ziel war es die Vorteile herauszuarbeiten, die die Anwendung von BIM von der Projektidee bis zur Nutzungsphase mit sich bringt.
Pilotprojekt „Brücke über den Petersdorfer See“
Die BIM Arbeitsmethodik wurde in diesem Projekt erst nach dem Start der Vergabe ins Bauvorhaben eingesetzt. Die zuvor abgeschlossene 2D-Planung diente als Basis für die 3D- und 4D-BIM-Modelle. Dieses Pilotprojekt verhalf einen Einstieg in die BIM-Thematik zu finden und die bestehenden technologischen Möglichkeiten kennenzulernen.
Pilotprojekt „Talbrücke Auenbachtal“
Dieses Projekt befand sich noch in einem frühen Planungsstadium. Das BIM-Methode konnte somit früh eingesetzt und genutzt werden (Leistungsphasen 1 und 2). Der Umfang der BIM-Anwendung war begrenzt und konzentrierte sich auf die Mengenermittlung, Kostenschätzung, die Verknüpfung des Bauablaufes, die Visualisierung und die Planableitung.
Pilotprojekt „Eisenbahnüberführung Filstal“
Bei diesem Projekt wurde die BIM-Methode in der Phase der Ausführung angewendet. Das 3D- Modell wurde mit kontinuierlich aktualisierten Bauzeitenplänen verknüpft. Das resultierende 4D-Modell diente als Grundlage für die Baufortschrittskontrolle und die Abrechnung.
Pilotprojekt „Eisenbahntunnel Rastatt“
Bei diesem Projekt wurde BIM in den Leistungsphasen 3 und 4 realisiert. Auf Basis der abgeschlossenen 2DPlanung wurde ein sehr detailliertes BIM-Modell erstellt, mit dessen Hilfe einfache Kollisionskontrollen und umfangreiche Mengenermittlungen durchgeführt wurden. Das Bauwerksmodell wurde anschließend mit Zeit und Kosteninformationen verknüpft, um ein 5D-Modell zu erstellen. Dieses bildete die Grundlage für die modellbasierte Abrechnung.
Momentan befinden wir uns in Stufe zwei, der erweiterten Pilotphase, es kommen weitere Pilotprojekte hinzu, um über alle Planungs- und Bauphasen hinweg Erfahrungen sammeln zu können. Es werden umfangreiche Leitfäden, Checklisten und Muster erarbeitet, die in Zukunft durch alle Projekte genutzt werden können. Die Pilotprojekte werden bereits mit den Anforderungen des zukünftigen Leistungsniveaus 1 durchgeführt, welche im Rahmen der zweiten Stufe im Detail festgelegt werden.
Im Rahmen der dritten Stufe ist die Anwendung von BIM bei neu zu planenden Projekten des BMVI ab 2020 verpflichtend.
Der Stufenplan richtet sich sowohl an öffentliche Auftraggeber als auch Auftragnehmer und schafft Klarheit, auf welche Anforderungen sich die Beteiligten der Wertschöpfungskette Planen, Bauen und Betreiben in Zukunft einstellen sollten.
Ein BIM-Kompetenzzentrum für Deutschland
Als Unterstützung der Verwaltungen und der Bauwirtschaft beim Übergang zur Arbeitsmethode BIM plant das BMVI ein BIM-Kompetenzzentrum mit Sitz in Berlin. Hier soll alles gewonnene Wissen und alle aufgebauten Infrastrukturen zum Bereich BIM der Allgemeinheit öffentlich zugänglich gemacht werden, um die Maβstäbe auch im privaten Baubereich zu etablieren.
Als Kernaufgaben des Kompetenzzentrums betrachtet das BMVI:
- die Entwicklung einer Normierungsstrategie, wobei die Standardisierungsarbeit selbst Aufgabe der Wirtschaft und der Normungsgremien bleibt;
- die Unterstützung von Auftraggebern in der Bundesverwaltung bei Vergabe von BIM-basierten Bauaufträgen, speziell bei den Auftraggeber-Informations-Anforderungen (AIA)
- der Betrieb einer BIM-Cloud, auf die sowohl Auftraggeber als auch Auftragnehmer zugreifen können;
- Wissenstransfer in die Wirtschaft und die Bundesverwaltung, wozu unter anderem zweimal im Jahr ein Dialogforum zur Digitalisierung des Bauwesens veranstaltet werden soll.
Die vorgestellten Initiativen haben das Ziel das digitale Planen und Bauen mithilfe der Arbeitsmethode BIM bundesweit zum Standard zu machen und dadurch die Realisierung von Projekten zu vereinfachen.
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